Ryan Coogler über Blues, irische Lieder und einen Vampir-Bösewicht

Sep 18,25

Ryan Coogler

Während Ryan Cooglers neuer Film Sinners sich als Vampirhorrorgeschichte präsentiert, liegt seine wahre Brillanz darin, das Mississippi der 1930er Jahre lebendig wiederzubeleben – und dabei den Blues, einst als „Teufelsmusik“ verurteilt, zu nutzen, um das Leben seiner überwiegend afroamerikanischen Charaktere zu erkunden. Michael B. Jordan verkörpert eindrucksvoll die Zwillingsbrüder Smoke und Stack.

„Neben dem Hämoglobin, nach dem Vampire gieren, pulsiert Sinners mit musikalischem Lebenssaft – vor allem durch die Blues-Auftritte von Sammie [Miles Caton] und der Lokallegende Delta Slim (Delroy Lindo) im Etablissement von Smoke und Stack“, bemerkte Eric Goldman in seiner begeisterten Sinners-Kritik für IGN.

„Coogler macht darin eine Reflexion über die universelle Kraft der Musik, Menschen über Generationen hinweg zu verbinden, selbst wenn sie sich ihrer kulturellen Wurzeln nicht bewusst sind. Vampirführer Remmick (Jack O‘Connell) bildet dazu einen faszinierenden Kontrapunkt, wenn sich irische Volksweisen nach und nach ins musikalische Geflecht des Films einschleichen.“

Coogler nutzt sowohl Blues als auch irische Folklore gekonnt, um die gemeinsamen kolonialen Traumata von Menschen und Vampiren zu beleuchten. Der Film besticht durch atemberaubende Musiksequenzen, die – wie Goldman anmerkt – Sinners als „musikalisch verwandt“ positionieren und zeigen, wie „Musik Zeit überwindet, während sie ihre Schöpfer unsterblich macht.“

Im Gespräch mit Ryan Coogler über Sinners diskutierten wir den innovativen Einsatz von Blues und irischer Musik, die herausragenden Szenen und warum der Vampir-Antagonist Remmick für Coogler ebenso persönlich wurde wie Black Panthers Killmonger.

Die musikalische Seele von Sinners

„Blues ist pure menschliche Bestätigung“, erklärt Coogler. „Er ergänzt kirchliche Traditionen, während er das umarmt, was religiöse Institutionen oft unterdrücken – die Feier körperlicher Begierden neben spiritueller Sehnsucht. Der Blues anerkennt Schmerz, Wut und Sexualität mit schonungsloser Ehrlichkeit.“

„Anders als redigierte spirituelle Ausdrucksformen bietet der Blues ungefilterte Menschlichkeit – er gesteht Fehler ein, ohne die Seele zu verlieren. Juke Joints waren Zufluchtsorte, in denen Pächter verbotene Aspekte ihres Seins ausleben konnten.“

Remmick: Ein Vampir wie kein anderer

„Remmick zu schreiben, betrat neues kreatives Terrain“, reflektiert Coogler. „Dieser Vampirfürst sprengt Erwartungen – seine Wahrnehmung von Rasse unterläuft Vorurteile, während sein irisches Erbe zunehmend bedeutsam wird.“

Der Regisseur betont Remmicks unkonventionelle Charakterisierung: „Seine überraschende Identifikation mit afroamerikanischen Kämpfen erzeugt eine packende narrative Spannung, die mich als Geschichtenerzähler begeistert.“

Prägende Musiksequenzen

Die markantesten Momente des Films sind ergreifende Musikdarbietungen:

  • Die virtuose Juke-Joint-Szene entfaltet sich als langer Kamerafahrtshot, der die zeitlose Macht der Musik demonstriert.
  • Der Auftritt der Vampire mit irischer Folklore entfaltet durch kulturellen Kontrast rohe emotionale Wucht.

„Diese Szenen verkörpern das Wesen des Films“, sagt Coogler. „Besonders die irische Folkszene wirkt durch ihre kraftvollen Widersprüche – tragische Texte, vorgetragen mit mitreißender Energie, spiegeln historische Widerstandskraft wider.“

Filmisches Erzählen durch Musik

„Musik wurde unsere filmische Sprache, um Transzendenz auszudrücken“, erklärt Coogler. „Wie beim Erleben außergewöhnlicher Darbietungen wollten wir viszerale Erfahrungen schaffen, die den Intellekt umgehen und direkt zur Seele sprechen.“

Der Regisseur zieht Parallelen zwischen afroamerikanischem Blues und irischer Folklore: „Beide Kulturen schufen Musikformen, die Identität trotz Unterdrückung bewahrten – Lieder mit versteckten Botschaften, Tänze als Widerstand. Remmick erkennt diese Verwandtschaft trotz oberflächlicher Unterschiede.“

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